Luis de Gongora

1561 – 1627

 

 

In Übersetzungen von

Karl Hoffmann

 

 

Den süßen Mund, dir winkend, dich zu laben

Am Tau, erzeuget zwischen Perlenschnüren,

Und nicht nach jenem Nektarsaft zu gieren,

Dem Zeus kredenzet vom Idäerknaben:

 

Flieh ihn, du Liebender, wenn Leben haben

Du willst! Denn wo die Lippen sich berühren,

Der Schlange gleich, in Blumen nicht zu spüren,

Da lauert Amor mit den giftigen Gaben.

 

Laß ja dich täuschen von den Rosen nimmer,

Die, taubeglänzt und duftig, wie dich dünket,

Auroras Purpurschoße sind entfallen!

 

Nicht Rosen, Tantals Äpfel sind es, immer

Den fliehend, welchem – eben sie gewinket,

Und Amors Gift nur bleibt zurück von allen.